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Die meisten Kinder kennen die Geschichte von Sankt Martin und dem Bettler. Diese Szene berührt sie sehr. Für sie ist es oft unverständlich, wie andere Menschen an diesem alten, leidenden Mann einfach vorbeigehen können, ohne ihn auch nur zu beachten. Doch wie reagiert ein Kind, wenn es selbst teilen soll?

Hier differenzieren die meistens Kinder sehr stark. Mit ihren Freunden teilen sie natürlich Spielzeug oder Süßigkeiten. Auch wenn sie Geburtstag haben und Gummibärchen oder Muffins mitbringen, teilen sie diese gern mit anderen Kindern. Doch so wie Sankt Martin alles weggibt, was er selbst nicht unbedingt braucht, das können Kinder – und nicht nur sie – nur schwer nachvollziehen. Hier kommt dann schnell der Gedanke, dass man selbst etwas verlieren oder zu kurz kommen könnte. Im Anschluss an die Martinsgeschichte bietet es sich deshalb an, darüber nachzudenken, ob Teilen glücklich macht, weil man dem anderen damit eine Freude bereitet. Teilen ist eine Tugend, die, wenn man sie lebt, zu einem glücklicheren Leben führen kann. Es ist die Aufgabe von Erwachsenen, die Anlagen, die die Kinder zum Teilen und Glücklichmachen haben, zu stärken. Bei der philosophischen Auseinandersetzung geschieht dies, indem die Kinder eigene emotionale Betroffenheit und die Gefühle anderer reflektieren.

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Philosophieren im Morgenkreis

Teilen Sie an jedes zweite Kind im Kreis einen Keks o.Ä. aus. Fragen Sie die Kinder, was sie tun könnten, damit jedes Kind ein Stück Keks essen kann. Bestimmt kommen die Kinder darauf, dass sie die Kekse teilen könnten. Das dürfen die Kinder dann auch gleich machen und geben an ihren Nachbarn ein Stück weiter. Die Kekse dürfen auch gleich gegessen werden. Wenn die Kinder fertig sind, stellen Sie die philosophische Frage:

Wenn man teilt, hat man dann weniger?

Bestimmt sagen die Kinder, die zum Teilen aufgefordert wurden, dass sie ja statt eines ganzen nur einen halben Keks essen durften und deshalb natürlich weniger hatten. Erinnern Sie die Kinder daran, dass die anderen, die keinen Keks bekommen haben, ja gar nichts bekommen hätten, wenn sie nicht geteilt hätten. Geben Sie den Kindern genügend Zeit, über die Frage nachzudenken, und lassen Sie die Kinder Vor- und Nachteile des Teilens abwägen. Stellen Sie nicht zu viele Impulsfragen, sondern lieber Vertiefungsfragen:

  • Was denkst du, wie sich die Kinder gefühlt haben, die keinen Keks bekommen haben?
  • Wie hättest du dich gefühlt, wenn du keinen Keks bekommen hättest?
  • Wie hast du dich gefühlt, als dein Nachbar seinen Keks mit dir geteilt hat?

Machen Sie abschießend eine Blitzlichtrunde, in der jedes Kind sich nochmal äußern und mitteilen darf, welche Erkenntnis es am wichtigsten oder interessantesten fand. Und dann bekommt jedes Kind noch einen ganzen Keks.

aus Kreative Ideenbörse Kindergarten Religion & Ethik, Ausgabe 39, 07/2015